„Mitarbeiter verlassen die Führungskraft – nicht das Unternehmen.“ Dieser Spruch begründet meine letzte Kündigung treffend. Deshalb ist es umso wichtiger, genau hinzuschauen, was typische Führungsfehler sein können. Zum einen für Führungskräfte, um ihren Führungsstil zu reflektieren, zum anderen für Mitarbeiter wie mich, die positive Veränderungen selbst in die Hand nehmen können. Basierend auf meinen Erfahrungen als Mitarbeiterin in konservativ geführten Unternehmen, aber auch als Coach kann ich sagen, dass insbesondere sechs Fehler fatal auf die Motivation der Mitarbeiter wirken und für mich persönlich einen Kündigungsgrund darstellen.
Fehler Nummer 1: Kein Feedback geben – nicht getadelt ist gelobt genug.
Ob schriftlich oder mündlich, Feedback und Wertschätzung sind so wichtig! Hier reicht definitiv kein Jahresgespräch aus. Ich finde es sehr gut, mal ungeplant aus dem Bauch heraus im Meeting, nach dem Meeting oder auch an der Kaffeemaschine locker miteinander zu sprechen und sich Feedback zu geben.
Fehler Nummer 2: Perfekt und allwissend wirken wollen.
Das konservative Führungsbild gibt dies wahrscheinlich noch vor, da man sonst als Führungskraft nicht ernst genommen wird. Heute verstehen wir, dass wir alle nur Menschen sind und die Führungskraft nicht alles wissen kann und muss. Warum auch? Mitarbeiter im operativen Tagesgeschäft sind viel näher am Geschehen, weshalb sich eine Führungskraft gerne mal von ihrem Team beraten lassen kann. Authentizität und Menschlichkeit sind viel mehr wert als perfekt und allwissend wirken zu wollen. Je mehr dies vorgelebt wird, desto mehr entfernt man sich von einer Angst- und Misstrauenskultur.
Fehler Nummer 3: Keine Zeit für Gespräche.
Keine Zeit für Gespräche zu haben schafft Distanz, was wiederum gut funktionierende Kommunikation hemmt. Gespräche an der Kaffeemaschine dürfen nicht unterschätzt werden. Was ich auch empfehle: Einfach mal nur zuhören!
Fehler Nummer 4: Alles bis ins kleinste Detail vorgeben.
Mich hat es demotiviert, dass nur die Meinung meiner Führungskraft die richtige ist. Wer bestimmt, was die Wahrheit ist? Mir ist es wichtig, meine eigenen Erfahrungen zu machen, dass mir vertraut wird und ich meinen eigenen Weg gehen kann. Ich empfehle Führungskräften: Das Ziel vorgeben, aber nicht jedes kleinste Detail! Das WARUM hinter dem Ziel, also der Sinn, kann vorgegeben werden, das WIE darf selbst herausgefunden werden.
Fehler Nummer 5: Nur Zahlen, Daten, Fakten vertrauen.
Unternehmenskultur gehört zu den Top Erfolgsfaktoren. Wenn zu viel Druck auf Zahlen, Daten und Fakten ausgeübt wird, bleibt die Stimmung im Team schnell auf der Strecke. Was Unternehmen langfristig erfolgreich macht, sind gut funktionierende Teams. Deshalb sollten die Persönlichkeiten, Emotionen und Motivationen individuell betrachtet und berücksichtigt werden.
Fehler Nummer 6: Mitarbeiter in Schubladen stecken.
Wenn etwas schlecht läuft, ist der Mitarbeiter nicht gleich faul oder dumm. Mehr ausprobieren und experimentieren! In jedem Menschen steckt noch so viel und moderne Führungskräfte schaffen es, unentdeckte Stärken herauszufinden und einzusetzen.
Ein kleiner Impuls zum Schluss: Auch als Nicht-Führungskraft kann man diese Dinge vorleben. Verantwortung sollte immer selbst übernommen werden und ich bin davon überzeugt, dass jeder, egal welchen Titel sie oder er trägt, eine Organisation ein wenig verändern kann. Keiner ist perfekt und wir können uns gegenseitig Feedback geben, aus unseren Fehlern lernen und gemeinsam aneinander wachsen. In diesem Sinne: Raus aus der Opferrolle, Verantwortung für den eigenen Arbeitsalltag übernehmen und das eigene Verhalten reflektieren ? Denn nur durch die Hoffnung, dass sich andere ändern, wird sich nie etwas ändern.
Über die Autorin
Sandra Kozyczkowski
Unternehmensberaterin & New Work Coach